RAUM FÜR ERFINDUNG


IDEE

Mensch und Erfindung gehören zusammen. Der Mensch bewegt sich nicht in der Natur, sondern innerhalb seiner Erfindungen. Im 21. Jh. ist der Mensch von seinen Erfindungen mittlerweile derart überhäuft, dass er sie nur noch konsumiert und sich nicht mehr selbst als Erfinder begreift. Das macht ihn aber nicht glücklich, weil zum Menschen seinem Wesen nach Vorstellungskraft, Einfallsreichtum und Abenteuerlust gehören, wie zum Vogel das Fliegen. Wir wollen Menschen motivieren, Erfindungen nachzuvollziehen und sich selbst als Erfinder und Entwickler zu begreifen.



Unser Ansatz ausführlich: Noch bevor man sich beim Thema Erfindung auf die Erfindung von Atomwaffen, Computern oder auch nur die Entdeckung der Elektrizität und deren verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten beziehen muss, kann man feststellen, dass der Mensch sich ganz grundsätzlich als erfindendes, entwickelndes Wesen auszeichnet und auch ist es typisch für ihn, dass er keine grossen Hemmungen hat, Erfindungen von anderen zu übernehmen und sie anzuwenden, solang sie ihm sein Leben erleichtern und andere es auch so machen:

Er kleidet sich z.B. in Hosen, die er usprünglich zum Schutz seiner Beine vor Reibung und Schmutz beim Reiten erfunden hat. Er verschließt sie mit Knöpfen, die im 13 Jh. in Deutschland erfunden wurden und im 14. Jh. in Mode kamen und dabei die ätere Fibel, Agraffe und Fürspann ablösten, die heute nur noch in Form der Schmuckbrosche erinnert wird. Er ernährt sich von Gerichten, wie z.B Brot, deren aufwendige Zubereitung er irgendwann aus irgendetwas heraus entwickelt hat, und über deren Komplexität und Ideenvielfalt man nur staunen kann.

In unserer Kulturgeschichte sind wir nun - und das ist der Punkt - schon so weit, dass wir uns innerhalb unserer Erfindungen wie in einer "zweiten Natur" bewegen. Nicht nur nehmen wir sie als selbstverständlich wahr und hinterfagen sie nicht - wer wundert sich noch darüber, dass er eine so geniale Erfindung wie eine Hose als Beinschutz anzieht? - mehr noch, es gibt einfach schon so viele Erfindungen, dass wir uns in der Regel darauf beschränken, sie zu nutzen und gar nicht darauf kommen, uns selbst als jemand zu sehen, der Erfindungen macht.

Vom Erfinder werden wir so zum reinen Konsumenten. Und als Konsument sind wir prinzipiell unersättlich und verdrossen.


Denn als Mensch befriedigt uns das Konsument-Sein, egal wie viel und was für tolle Sachen wir konsumieren, letztlich eigentlich nicht. Beobachtungsgabe, Vorstellungskraft, Ideenreichtum und die Abenteuerlust, unsere Ideen auch auszuprobieren, ohne dass wir das Ergebniss unseres Handelns schon kennen, sind Teil unserer Anlage als Mensch und diese Fähigkeiten in uns wollen auch gelebt werden, so wie ein Vogel mit Flügeln eben auch fliegen will.


Entmutigt und überhäuft von allem, was es schon gibt, stöhnen wir so im 21 Jh. übersättigt vor uns hin, konsumieren die verschiedensten Erfindungen und sind doch nicht ganz bei uns: Wie ein Vogel, der im Käfig geboren wurde, haben wir vergessen, dass wir fliegen können.

Hier setzt nun unsere Idee an: Wir wollen die Lust und das Selbstbewusstsein wecken, sich selbst als Erfinder und Entwickler zu begreifen, denn wir gehen davon aus, dass das Erfindertum ganz grundsätzlich zum Menschen dazu gehört und er_sie folglich auch nicht glücklich sein kann, wenn er_sie sich nicht in seiner Potenz als Erfinder_in erfährt.

Um sich selbst als Erfinder zu begreifen, ist es überhaupt ersteinmal wichtig zu verstehen, von wievielen Ideen und Erfindungen man in seinem Alltag so umgeben ist und was an einer Sache die besondere Erfindung, der spezielle Einfall ist. Wenn man begreift, was alles gemacht ist, wie es gemacht ist und wofür, bringt einen dies auch in die Nähe der Möglichkeit einer Entscheidung, ob man es überhaupt nutzen will - oder ob man in dessen Gebrauch nicht nur einer gerade üblichen Konvention folgt, die einem diesen Gebrauch zwar geradezu natürlich erscheinen lässt, die einem genau betrachtet aber vielleicht gar nicht mehr symphatisch ist.


Der Nachvollzug von Erfindungen leitet auf die Denkweisen hin, die zum Entwickeln und Erfinden gehören. Im 21 Jh. scheint deren Übung angesichts der Vorvorhandenen Unmenge an Erfindungen nicht mehr direkt notwendig - und das heisst, man übt diese Fähigkeiten nicht mehr automatisch im Alltag - und so verlernt und verliert man sie. Um sie zu erhalten, bedarf es des Willens. Genau des selben Willens, den man heute auch aufbringen muss, wenn man nicht mit dem Auto, sondern mit dem Fahrrad zum Briefkasten fährt, damit einem die Muskulatur nicht vollends verkümmert und man sich letztendlich gar nicht mehr selbst bewegen kann.

Den Willen aufzubringen lohnt sich. Die Übung der analytische Sichtweise auf die Dinge in Ihrer Gemachtheit und Funktion führt langfristig auf den Weg, den ätzend langweiligen, unbefriedigenden Konsumtrott zu verlassen, auf dem zwar alle sich mit allen in ihrem Haben vergleichen, wetteifern, übertrumpfen und selbstoptimieren können, auf dem vielleicht auch alles wirklich bequem und einfach ist, aber auf dem doch kaum ein Mensch wirklich erfüllt ist. Blosses Kaufen, Haben, Vergleichen, Bequemsein bleibt für den Menschen mit Vorstellungskraft, Abenteuerlust und Einfallsreichtum einfach immer langweilig. Da kann er haben, was er will. Da kann es bequem sein, wie es will. Es macht ihn nicht satt. Er will selbst etwas tun.